Durch das Hochwasser des Jahres 2021 hatte die 73 Jahre alte Rur-Brücke der L 136 in Jülich schweren Schaden genommen, sodass sich der Landesbetrieb Straßen.NRW zu einem Neubau entschloss. Archäologische Strukturen waren hier zu erwarten, querten doch in diesem Bereich seit 2000 Jahren Menschen die Rur in Ost–West-Richtung. Jülich verdankt somit seine Gründung vor allem der günstigen Lage an diesem Flussübergang. Hier führte seit dem ersten 1. Jahrhundert n. Chr. die Römerstraße von Boulogne-sur-Mer (F) nach Köln durch den römischen römerzeitlichen Vvicus Iuliacum. Von einer römerzeitlichen Brücke dieser Zeitstellung fanden sich allerdings bislang keine archäologischen Spuren.
Erster konkreter Beleg für eine Holzbrücke ist die urkundliche Erwähnung in einer Zollrechnung von 1501. Im Laufe der Jahrhunderte folgten zahlreiche Neukonstruktionen. Holzreste von Brücken und Uferbefestigungen dieser Epochen fanden sich bereits mehrfach bei archäologischen Maßnahmen.
Bei den Arbeiten zum Brückenneubau 2022-24 wurden am stadtseitigen Ufer der Rur massive Mauerstrukturen der 1806 errichteten ersten Steinbrücke aus der napoleonischen Epoche Jülichs (1794-1814) und 293 Holzfunde verschiedener Epochen geborgen. Dabei handelte es sich um Reste massiver Pfähle, Balkenteilen früherer Rurbrücken und Uferbefestigungen vorwiegend aus Eichenholz mit einer Länge bis zu 3 m. Das älteste Holz stammt aus dem Jahr 1727, die jüngsten Pfähle von einer Notbrücke des Zweiten Weltkriegs um 1943/44. Die hier ausgestellten drei Hölzer sind beispielhaft für die komplexe Jülicher Brückengeschichte.
Weitere Holzpfähle befinden sich im Brückenkopf-Park Jülich.